50 Jahre Bijouterie Stadelmann AG; 50 Jahre glitzernde Edelsteine, Perlen, Diamanten, Saphire und andere Edelsteine, filigran eingearbeitet in goldenen Armbändern. In prägnanten Halsketten. In leuchtendem Ohrschmuck oder in Eheringen, die ein Paar auf ewig einen. Micha Stadelmann weiss genau, welche Art Schmuck er herstellen will. Am liebsten möglichst ausgefallen, sowie die für seine Nächsten und sich selbst. Er ist der Jüngste aus der Familie Stadelmann. Ungestüm und verspielt. Und der letzte Zuwachs im Familienunternehmen.

Lange Geschichte

Micha Stadelmann und Andrin Krieg-Stadelmann sind die Urenkel von Hans Stadelmann, der 30 Jahre lang am Theaterplatz in Bern eine Bijouterie betrieb. Sie sind die Enkel von Jürg Stadelmann, der vor 50 Jahren die Berner Goldschmiede Hofer AG kaufte – wenig später wurde daraus die BijouxStadelmann AG. Micha ist der jüngste Sohn von Gemmologin Nicole Stadelmann, die die Bijouterie seit vielen Jahren erfolgreich weiterführt. Micha hat das Schmieden also in den Genen. Trotzdem wollte er zunächst mit dem Glitzer und der Preziosen der Bijouterie nichts zu tun haben. Er wollte seinen eigenen Weg gehen, seine eigene Passion finden. Seine Mutter liess ihn ziehen: Sie wünschte ihm einen Beruf, der ihn erfüllte. Nach dem Suchen nach einer Passion, was für viele junge Menschen schwierig ist, passierte das Unerwartete. «Er fand seine Berufung über Umwege ausgerechnet im Beruf des Goldschmieds», erzählt Nicole Stadelmann. Im Sommer 2023 schliesst er im elterlichen Betrieb seine Zweitausbildung ab.

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BijouxStadelmann Atelier im 1. Stock der Marktgasse 29
BijouxStadelmann Schmelzen im Atelier
BijouxStadelmann Atelier Goldschmied beim Arbeiten
BijouxStadelmann Arbeiten im Atelier
BijouxStadelmann Atelier Hämmer
BijouxStadelmann Arbeiten im Atelier
BijouxStadelmann Atelier Goldschmied beim Arbeiten

Dreckige Hände

Das Goldschmiedatelier im ersten Stock an der Marktgasse 29 gleicht einem Alchemielabor. Neben den Arbeitsplätzen, an denen die Goldschmiede über ein Schmuckstück gebeugt und konzentriert arbeiten, schmücken Hämmer in langer Reihe die Wand – jeder mit unterschiedlicher Struktur. An einer Stelle wird Gold geschmolzen, an einer anderen stehen elektrolytische Bäder, die Weissgold noch leuchtender machen. Das Goldschmieden ist mitnichten eine ausschliesslich filigrane Arbeit: Im Atelier wird mit viel Kraft gesägt, gehämmert, gefeilt, gelötet, gezogen, geschliffen, gedreht und natürlich poliert. «Als Goldschmied bekommt man dreckige Hände», sagt Nicole Stadelmann. Ihrem Jüngsten gibt sie wie den anderen Goldschmieden im Atelier die Freiheit, sich kreativ auszuleben und den eigenen Stil zu finden. Schmuck wandle sich mit jeder Generation, sagt sie, «da ist es wichtig, für neue Moden und Trends offen zu sein».

Ehrgeiziger Nachwuchs

Vertrauen schenkt Nicole Stadelmann auch ihrem älteren Sohn Andrin Krieg-Stadelmann. Im Gegensatz zu seinem Bruder hat er seinen Platz im Familienunternehmen schon früher gefunden: Er arbeitet seit vier Jahren, anfangs studienbegleitend, in der Bijouterie. Er führt das Geschäft ins digitale Zeitalter und assistiert seine Mutter in der Leitung. «Gerade im digitalen Bereich kann ich Neues einbringen», sagt er. Aber in vielen anderen Bereichen könne er noch viel von seiner Mutter lernen. «Ich profitiere enorm von ihrer Erfahrung.» Für eine eventuell zukünftige Übernahme müsse er sich noch viel Wissen und vor allem Mut aneignen, sagt er. So sei es beispielsweise schwierig einzuschätzen, welche Edelsteine eingekauft werden sollen: «Sie haben durch ihre Rarität einen entsprechenden Preis – und müssen dann auch verkauft werden.» Der Verkauf von Unikaten aus dem Atelier sei heute die hauptsächliche Umsatzquelle der Bijouterie. «Ein Schmuckstück von Hand anzufertigen ist enorm zeitaufwändig – aber nur mit dem Handwerk könnten wir keinen solchen Laden mit Team unterhalten.»

Nicole Stadelmann und Andrin Krieg-Stadelmann
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Micha. Nicole Stadelmann und Andrin Krieg-Stadelmann

Frischer Wind

Die Leidenschaft zu edlen Steinen und wertvollem Schmuck hat sich auf Micha und Andrin abgefärbt. Andrin sei regelrecht zwischen Glitzersteinen aufgewachsen, sagt er. Nun will er aber auch neuen Wind ins Geschäft bringen, um auch vermehrt Schmuck begeisterte Menschen als Klienten zu gewinnen. «Wir müssen unerfahrene, und damit meistens junge Personen, oftmals erst einmal auf den Geschmack von handgefertigtem Schmuck bringen», sagt er. Denn wer sich zum ersten Mal ein teures Schmuckstück gönne, greife oft zu industriell gefertigtem Schmuck, weil die Marke bekannt ist. «Sie bezahlen damit das Label; doch die Preise sind meistens nicht gerechtfertigt.» Eines seiner Ziele sei deshalb, den Menschen den Wert von individuellem Schmuck aufzuzeigen. «Haben sie diesen einmal entdeckt, begeistert er fast alle Menschen so wie uns.»

Wertvolle Stücke

Viele der Kundinnen und Kunden wüssten, wie viel Handwerk, Kreativität und Erfahrung in ihrem neu erworbenen Schmuckstück steckt, sagt Andrin Krieg: «Sie schätzen unsere Werte wie unser gut ausgebildetes Personal und die familiäre Stimmung.» Bringe ein Goldschmied ein neues, schönes Stück vom Atelier in den Laden, werde dies oft zelebriert. «Es stecken viele wertvolle und schöne Materialien sowie viel Zeit und Herzblut in unserem Schmuck.» Es sei oft auch berührend, die Freude einer Person zu sehen, die ein Lieblingsstück gefunden habe. «Da sind pure Emotionen!» Schon sein Urgrossvater habe immer gesagt, Schmuck sei ein Grundbedürfnis des Menschen – bereits Urvölker hätten sich geschmückt. Alle auf ihre Art.

Grosse Gefühle

Stichwort Emotionen. Beim Schmuck gehe es immer um Emotionen, sagt auch Nicole Stadelmann. Er werde oft in berührenden Momenten gekauft: zur Verlobung, zur Hochzeit oder zu einem Geburtstag. Emotional werde es mitunter auch, wenn Leute ihren Schmuck in das «Trouvaille» bringen – oder dort ein ganz besonderes Stück mit Geschichte und Stil finden. Im Trouvaille, im hinteren Teil der Bijouterie, verkaufen die Stadelmanns gebrauchten Schmuck. «Es ist immer wieder schön zu sehen, wieviel Freude Schmuckstücke auch nach so vielen Jahren noch bereiten», sagt Nicole Stadelmann. Auch sie sei berührt, wenn jemand ein passendes Stück findet «insbesondere von Unikaten, die mit seltenen Edelsteinen geschmückt sind». Schmuckstücke und Edelsteine sind Teil ihres Lebens. Nie vergisst sie, wie ihr Grossvater zum Strahlen in die Berge ging, bewaffnet mit einem «Strahlenhämmerli» und mit funkelnden Bergkristallen zurückkam. Oder die Aufregung, wenn ihr Vater jeweils im Januar von seiner jährlichen Reise in den Fernen Osten zurückkehrte – mit wunderschönen, in allen Farben glitzernden Schätzen im Gepäck. Heute sei der Einkauf von Edelsteinen zum Glück einfacher, sagt Nicole Stadelmann. Beim Einkaufen bei Edelsteinhändlern, welche heute bis nach Bern in die Marktgasse reisen, habe sie, wie ihr Vater damals, «immer ein Auge auf aussergewöhnliche Steine».

Rundkreolen mit Brillanten mit Scharnier in 0,750 mit Brillianten in Gelbgold von BijouxStadelmann Zoom Blog
Platinring mit Hellbraunem Diamant von BijouxStadelmann Zoom Blog
Collier Smaragdrondellen von BijouxStadelmann Blog Zoom

Strahlende Steine

«Edelsteine sind Kunstwerke der Natur.» Nicole Stadelmann kommt ins Schwärmen, wenn sie über Edelsteine spricht: «Eine solche Pracht, versteckt im tiefen Gestein! Und dann werden sie irgendwann von der Erde ausgespuckt und von Menschen gefunden.» Wie etwa ein Saphir, welcher das Wasser aus einem Berg spült. Oder klitzekleine Diamanten, die sich irgendwann im Sand namibischer Strände abgelagert haben. «Edelsteine sind extrem rar; jeder Stein ist ein Einzelstück», sagt Nicole Stadelmann. Ihre Augen leuchten. Dieses Feuer für schöne Steine habe sie auch «schon immer» gehabt. Naheliegend also, dass sie wie ihr Grossvater und ihr Vater Gemmologin wurde, Fachspezialistin für Edelsteine. «Ich sagte schon als kleines Kind, dass ich irgendwann im glänzenden Geschäft von Daddy arbeiten werde.» Zum 50. Jubiläum hat Nicole Stadelmann aussergewöhnliche Edelsteine, Bergkristalle aus der Schweiz, gekauft, um sie unter ihrer Kundschaft zu verlosen: 50 «Jahrmillionen alte» Kristalle aus dem spektakulären Fund der Innerschweizer Alpen.

Fairer Schmuck

Es sei zentral, wo ein Stein gefunden worden sei, sagt Nicole Stadelmann: «Ich will wissen, woher zum Beispiel der Saphir herkommt, den ich einer Kundin X verkaufe.» Sie kenne heute meistens die gesamte Lieferkette ihrer Steine. Auch beim Edelmetall setzt die Bijouterie ausschliesslich auf «Oekogold», das Qualitätslabel aus der Schweiz für wiederverwendete, eingeschmolzene Edelmetalle. Zwar gebe es auch heute frisch abgebautes Edelmetalle wie Gold aus Fairtrade-Goldminen, «doch auch in diesen Minen wird weiterhin Quecksilber eingesetzt, um das Gold abzubauen, was wiederum die Umgebung vergiftet». Die Söhne sind begeistert über die oekologische Tradition der Bijouterie. Gebrauchte Edelmetalle gebe es genug, sagt Andrin Krieg-Stadelmann, «weshalb also Neues abbauen?» Auch die Kundschaft werde sensibler – bekannte Labels mit eigenen Minen ohne Transparenz kämen daher immer stärker unter Druck.

Team von BijouxStadelmann beim Arbeiten im Laden
Edelsteine bei BijouxStadelmann
BijouxStadelmann Dekoration mit Eukalyptusblätter

Die Kunden

Grundsätzlich sei die Kundschaft sehr vielseitig. Elegante, unkomplizierte und schicke Personen, sowie auch junge Paare kämen in ihren Laden. «Man sieht einer Person nicht an, für was für eine Kategorie von Schmuck sie sich interessiert», sagt Andrin Krieg. Für eine gute Beratung müsse man die Personen spüren und sich auf sie einlassen, sagt er. «Man muss ehrlich sein und auch den Mut haben zu sagen, wenn etwas nicht passt». Er erzählt vom einfachen Rentner, der seiner Frau zum Geburtstag einen wertvollen Ring schenkt. Oder von der Frau, die für ihren Hund ein Silbercollier als Halsband bestellte. Andrin Krieg selbst trägt unteranderem eine Tahitiperlenenkette und einen prägnanten Siegelring – zwei typische Trends der letzten Jahre. Herrenschmuck sei sich in allen Formen «sehr am Entwickeln», sagt er. Beliebt seien in seiner Generation von Kugelketten bis zum ausgefallenen Ohrschmuck für Männer. Auch Verlobungsringe seien heute gefragter denn je. Ein Effekt, für welche auch die Streaming-Unternehmen wie Netflix und die sozialen Medien verantwortlich sind, mutmasst Andrin Krieg, «die Profile und Serien mit perfekt gestylten Personen beeinflussen uns extrem».

Nicole Stadelmann schmunzelt. Sie staune immer wieder, wie Klassiker bzw. Schmuckstücke, die sie selbst als «schon tausendfach gesehen» taxiert, bei den Jungen wieder zum Renner würden. Das sei aber gut so: «Unsere Bijouterie durfte sich schon immer als innovativ bezeichnen – und die Jungen bringen da ganz andere Ideen ein». Die Tradition gebe dem Unternehmen Substanz. Man müsse sich heute immer weiterentwickeln, sagt Nicole Stadelmann. Für sie bedeute das auch, ihren Söhnen die Chance zu geben, sich, mit ihren Ideen einzubringen – und das auch mal mit jugendlichem Übermut.

Familie Stadelmann

Jürg, Micha, Nicole und Stefanie Stadelmann mit Andrin Krieg-Stadelmann (v. l. n. r.).


Dieser Text wurde von Frau Manuela Ryter, in Zusammenarbeit mit BijouxStadelmann, 2022 verfasst.

Bei Fragen zu unserer Geschichte, geben wir Ihnen gerne weitere Informationen.

Bijoux Stadelmann AG
Marktgasse 29
3011 Bern
www.bijouxstadelmann.ch
info@bijouxstadelmann.ch